Kommentar zur vergangenen Woche – KW45 – 13. November 2022
Die österreichische Gesundheitskasse
Heute erzähle ich Ihnen von einem, nein mehreren Telefonaten. Die Vorgeschichte wird der Ihren ähnlich sein. Meinem Lebenslauf geschuldet habe ich der österreichischen Gesundheitskasse, vormals GKK, schätzungsweise mehrere Hunderttausend Euro überwiesen. Zugegeben, nicht ganz freiwillig. Den Dienstgeberanteil noch gar nicht berücksichtigt. Warum nicht mal eine Leistung in Anspruch nehmen? Gesagt, getan. Rufste mal an – bei der ÖGK Klagenfurt. „Aus organisatorischen Gründen können wir Ihren Anruf gerade nicht entgegennehmen …“ Verstehe. Na, probieren wir’s nochmal. Ein Herr geht ran, hört sich meinen flehentlichen Wunsch nach „Zahnhygiene“ an – ich verbinde …
Freizeichen – gutes Zeichen. Ich atme auf. „Aus organisatorischen Gründen können wir Ihren Anruf …“ Ja, das hörte ich bereits. Lege auf und wähle wieder die Nummer der Zentrale. Der Herr reagiert blitzschnell und bevor ich nach der Durchwahl fragen kann – schaltet er mich erneut durch. „Aus organisatorischen Gründen können wir Ihren …“ Ich rufe ein drittes Mal an – und … „Ja, er weiß“ – ich komme nicht mehr dazu meinen Namen zu nennen, hänge ich schon wieder in der Leitung: „Aus organisatorischen Gründen können wir …“ Ich bin flexibel. Höre mir die Aufzeichnung bis zum Schluss an – und wechsle das Terrain. Suche im Internet nach einer Telefonnummer des „Zahngesundheitszentrums Villach“. Ich wähle direkt – so leicht lasse ich mich nicht unterkriegen. „Aus organisatorischen Gründen können wir …“ „Organisatorische Gründe?!“ Welche wären das? Nicht aufgeben – du brauchst ein Erfolgserlebnis. Ich wähle nochmal direkt und – täterätätäää – ein Mensch aus Fleisch und Blut am Telefon. Und das in diesen digitalen Zeiten. Ich bin amused. Hier der Dialog:
Ich stelle mich vor.
„I hear se net.“
„Ich stehe einen Kilometer Luftlinie von Ihnen entfernt mitten in Villach.“
„I hear se trotzdem net – se miassn wo ondas hin.“
Ich gehe einen Meter nach rechts.
„Geht´s jetzt?“
„Jo, jetz is bessa …“
„Ich hätte gerne einen Termin zur Zahnhygiene.“
„Jo, den konn i Ehnan net gebn. De Kollegin is earst am Mittwoch im Haus. [Es ist Donnerstag.] Ruafns am Mittwoch wieda on.“ [Aufgelegt]
Liebe ÖGK, ich weiß nicht, wohin meine Gelder gehen. Aber sicher nicht in den Ausbau des Gesundheitssystems. Ähnlich ergeht es mir mit der KELAG, die habe ich bis heute nicht erreicht, um den Betrag meines Abbuchers zu verdoppeln. Mein Erfolgserlebnis für den Tag bleibt der Augenarzt – ein Termin in 6 Monaten ist eingecheckt, schließlich ist der – Privatarzt.
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Mogelpackung
Alles regt sich momentan über Mogelpackungen auf. Weniger Inhalt, selber Preis. Ich weiß nicht, was die haben? Ich verstehe die Aufregung nicht. Wir zahlen Politiker bei vollen Bezügen und bekommen Schmids, Kurzs, Schroms and more. Shrinkflation [Schrumpfung bei gleichzeitiger Inflation] in der Politik ist allgegenwärtig. Weniger Inhalt – mehr bezahlen. Bei den Preisen für Rama, Butter, Käse und Chips regt sich Widerstand. Merken Sie sich, Unternehmen tun das, was sie am besten können, kalkulieren. Wer könnte ihnen daraus einen Vorwurf machen? Jedes Unternehmen, das nicht positiv bilanziert, geht kurz oder lang Pleite. Probleme sehe ich bei der breiten Masse, die keinen Handlungsspielraum hat. Die zum Konsum Verdammten. Die am Ende der Kette. Arbeiter, Angestellte, Kinder und Sozialfälle, deren Zahlen gerade explodieren.
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High and Low des Klagenfurter Flughafens
Dass Ryanair Klagenfurt wieder anfliegt, wurde in den heimischen Gazetten und im ORF wie ein Nationalfeiertag zelebriert. Fehlte nur noch die böse Kärntner Marschmusik zur Begrüßung – nahe dran. Geballte Medienberichterstattung. Zugegeben, in den vergangenen Monaten gab es wenig Erfreuliches über die verscherbelte Infrastruktur zu berichten. Wenige Tage später folgte die Ankündigung der Streichung des Früh und Abendflugs Wien – Klagenfurt durch die Austrian Airlines … Wer in diesen Zeit Infrastruktur verkauft, ist nicht ganz dicht. Die Chinesen hätten sicher Interesse …
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Lauschangriff der Woche
„Do kimpt a – da Bär mit de Himba.“ [Himbeeren]
[Gelächter]
„Bold is wieda so weit. Heia sant de Krampe wieda untawegs.“
„Host e ane zhaus!“
„Wos?“
„An Krampe!“
„Du bist a Tuscha.“
[Gelächter]
Zwei junge Burschen im Kaffeehaus.