FREISTIL – KW 48

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Kommentar zur vergangenen Woche – KW48 – 04. Dezember 2022

Strenge Regeln
Das Auto soll also abgenommen werden, bei Bedarf. Bei überhöhter Geschwindigkeit. Natürlich nur bei Rasern und Wiederholungstätern. Gewessler gibt vor, die Gesetzesnovelle folgt. Und die Wogen gehen hoch. Unter uns gesagt, ich finde den Vorschlag hervorragend. Nehmt der halben österreichischen Bevölkerung die Autos ab und versteigert sie. Auch dem zum x-ten Mal volltrunken aufgehaltenen Bürgermeister einer Landgemeinde, weg mit dessen Dienstfahrzeug! Die GTI-Fans, die einen nicht unerheblichen Beitrag zum Staatsbudget leisten – enteignet sie. Und wenn wir schon so hart durchgreifen, bitte auch alle Idioten, die ihren Müll aus dem Auto werfen oder die Welt als eine riesengroße Abfallhalde sehen. Es werden in jüngster Zeit mehr. All jene, die bei Volksfesten die Plastikbecher auf den Gehsteig werfen – Zwangsenteignung. Ein hartes Durchgreifen seitens der Bundesregierung ist erwünscht. Wo dieses Durchgreifen fehlt, ist bei der Bekämpfung von Korruption in den eigenen Reihen, weiß der Geier warum?!

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Blackout
Wenn es nach heimischen Gazetten geht, sind wir – damit meine ich wir alle – nicht mehr lebensfähig. So gut wie jedes Medium das ich kenne, hat zumindest einmal auf seiner Titelseite den „Blackout“, den unerwünschten Strom- und Energieausfall, prognostiziert. Man kann hier durchaus von einer Massenhysterie sprechen – und sie funktioniert ähnlich wie bei der Impfkampagne. Vermutlich erwarten sich auch hier heimische Medien erhebliche Sonderbudgets seitens der öffentlichen Geldgeber. Gekaufte Lakaien. Doch wie lange wird diese permanente Heraufbeschwörung von Krisen [Energie-, Klima-, Umwelt-, Unwetter- , Versorgungs-, Migrations-, Wirtschafts-, Viruskrise] bei der Bevölkerung noch ziehen? In erster Linie erreichen die Regierungen eines: Distanz, eine Abwendung seitens ihrer Wähler. Und Misstrauen. Es interessiert kein Schwein mehr, was in den Zeitungen steht, was der Fernseher hergibt und am wenigsten, was in den Parlamenten passiert. Und langsam geht das Licht aus. Nach der Krise ist vor der [nächsten] Krise.

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Irrelevant
Weder interessiert uns, dass Putin über eine Prestigebrücke fährt, noch dass Deutschland gegen – wen – ausgeschieden ist? Etwa dass Donald Trump die US-Verfassung aufheben will? Und trotzdem steht es in allen Zeitungen. Ebenso wie die Mitteilung, dass die Stadt Villach einer der besten Arbeitgeber sein soll. Wen interessiert das? Die Frage ist, warum all diese unnötigen Meldungen gedruckt und online gestellt werden. Von den Hörbiger-Festspielen zur Merkatz-Reminiszenz, und was läuft sonst im Fernsehen? Ich drehe ihn nicht mehr auf, es geht mir am Arsch vorbei. Ach ja, Handke Geburtstag, sechs Seiten in einer Kärntner Tageszeitung, ist nichts dagegen zu sagen und dann Rilke. 10.000 Seiten Privatnachlass finden den Weg in die Öffentlichkeit – ein Lichtblick. Wäre da nicht Möbelix, der mit den Chatverläufen österreichischer korrupter Spitzenbeamten seine neue Werbelinie füttert. Grandiose Agentur. „Kriegst eh alles, was du willst.“ Jetzt bei Möbelix

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TDI – Toxische Digitale Identität
Was ist das dringlichste Thema in diesen Tagen? Sogenannte Femizide – ich mag dieses Wort nicht – genau so wenig, wie ich die Art und Weise mag, wie damit umgegangen wird. Pauschalverurteilung des Mannes – ein No-Go. Gewalttaten und Morde sind zu verurteilen, keine Frage. Dafür gibt es ein Rechtssystem. Und Prävention. Nach Auflösung der Geschlechteridentitäten – mittlerweile kommen täglich neue Toiletten dazu – werde ich langsam müde, mich darüber aufzuregen. Das dringlichste Anliegen meines Erachtens liegt in der Entmenschlichung per se. Die Digitalisierung schafft den Menschen ab. Und treibt ihn nebenbei in den Wahnsinn. Begegnungen, ob mit dem Postler oder der Magistratsbeamtin, werden durch technische Lösungen und digitale Hotlines ersetzt. So ergibt sich ein absehbares, in jedem Fall auf uns zukommendes Problem erster Güte: TDI. Toxische Digitale Identität. Darüber lohnt es sich, nachzudenken. Nur – auch vor den Wahlen – lesen Sie etwas darüber?

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Lauschangriff der Woche

 „A Gschleapa …“

„Wos?“

„Da Tee!“

„Holb voll de Tschreapn und drei Euro 70.“

„Muast jo net her gehn.“

„Jo eh …“

Schweigen.

„Freilein. An klan Espresso – dea is billiga.“

Über den Autor

Gerald Eschenauer
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Gerald Eschenauer

Gerald Eschenauer

Schriftsteller. Philosoph. Schauspieler. Kulturvermittler, der zwischen den Welten wandelt.

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